Am Münchner Residenztheater setzt sich die Produktion Blind mit der tiefen Kluft zwischen den Generationen auseinander: Vater und Tochter vertreten unvereinbar scheinende Haltungen zu gesellschaftlichen und politischen Themen. In intensiven Dialogen wird der Versuch unternommen, diese Differenzen zu überbrücken. Die Inszenierung stellt die drängende Frage, ob und wie Verständigung überhaupt noch möglich ist, wenn Weltbilder aufeinanderprallen und persönliche Beziehungen daran zu zerbrechen drohen.
In Der wiedergefundene Freund, basierend auf Fred Uhlmanns gleichnamiger Novelle, wird eine berührende Geschichte über Freundschaft in Zeiten des politischen Umbruchs erzählt. Im Zentrum stehen die enge Beziehung zwischen dem Sohn eines jüdischen Arztes und einem adligen Jungen sowie die zerstörerischen Auswirkungen von Antisemitismus und politischem Rechtsruck im Deutschland der dreißiger Jahre. Das Stück zeichnet die Zerbrechlichkeit menschlicher Bindungen nach und zeigt, wie politische Ideologien persönliche Beziehungen untergraben können.
Die Bühnenfassung von Lion Feuchtwangers Roman Erfolg rückt die Erosion des Rechtsstaates in den Fokus. Erzählt wird die Geschichte eines politisch motivierten Gerichtsprozesses im München der 1920er-Jahre, der zum Sinnbild für die schleichende Aushöhlung von Demokratie und Gerechtigkeit unter dem aufkommenden Nationalsozialismus wird. Die Inszenierung zeigt eindringlich, wie Willkür und Opportunismus die Grundlagen eines Rechtsstaats zerstören und öffnet den Blick auf gesellschaftliche Entwicklungen, die auch heute von erschreckender Aktualität sind.