Café Zelig (1990), ein Dokumentarfilm von Andrea Rothenburg, erzählt die Geschichte einer Gruppe Holocaust-Überlebender, die sich regelmäßig im gleichnamigen Café in München trifft. Das Café liegt im Herzen der Stadt und wird zu einem Ort der Erinnerung, des Austauschs und der gegenseitigen Unterstützung. Hier sprechen Menschen, die den Holocaust überlebt haben – viele von ihnen ehemalige KZ-Häftlinge – über ihre Vergangenheit, ihre Verluste und darüber, wie sie ein neues Leben begonnen haben. Der Film porträtiert ihre Geschichten nicht als historische Berichte, sondern als persönliche Zeugnisse voller Schmerz, Witz, Würde und Leben.
Was Café Zelig so besonders macht, ist der intime Zugang, den Rothenburg zu ihren Protagonist:innen findet. Die Kamera bleibt unaufdringlich, fast zärtlich, und lässt Raum für Stille, für Blicke, für das Schweigen zwischen den Worten. Es ist kein Film, der den Holocaust „erklären“ will – vielmehr zeigt er, wie tief die Erfahrung der Verfolgung, der Flucht und des Verlusts im Alltag dieser Menschen verwurzelt ist. Gleichzeitig geht es auch um den Neuanfang in Deutschland, ausgerechnet in München – der ehemaligen „Hauptstadt der Bewegung“.
Die Atmosphäre im Café ist von Wärme, Humor und gegenseitigem Verständnis geprägt. Viele der Überlebenden haben sich hier wiedergefunden – nach Jahrzehnten der Sprachlosigkeit, des Alleinseins. „Wir sprechen Jiddisch, Deutsch, manchmal Polnisch – wie es kommt“, sagt eine Frau. Eine andere ergänzt: „Hier kann man traurig sein, ohne sich erklären zu müssen.“
Der Titel Café Zelig spielt nicht nur auf den realen Ort an, sondern erinnert auch an die Bedeutung von Zugehörigkeit. In einem Land, das lange brauchte, um sich seiner Vergangenheit zu stellen, wird das kleine Café zum sicheren Hafen für jene, die lange ohne Heimat waren.
Andrea Rothenburg gelingt mit diesem Film ein leises, tief berührendes Porträt von Überlebenden, das nicht von der Vergangenheit überwältigt ist, sondern von der Kraft erzählt, weiterzuleben – mit der Erinnerung, mit dem Schmerz, aber auch mit Humor und Würde.