Annegret Mahler-Bungers’ Buch Einstellung – Darstellung – Vorstellung. Zu Claude Lanzmanns filmischer Repräsentation von Auschwitz untersucht die filmische Darstellung des Holocausts im Werk von Claude Lanzmann, insbesondere in seinem Meisterwerk Shoah. Die Autorin setzt sich mit der komplexen Art und Weise auseinander, wie Lanzmann in seinem Film das Unvorstellbare und Unbeschreibliche des Holocausts versucht darzustellen. Mahler-Bungers fokussiert sich auf die spezifischen filmischen Mittel und Narrative, die Lanzmann nutzt, um Auschwitz und die Erfahrungen der Opfer und Überlebenden zu repräsentieren.
Im Zentrum der Analyse steht die Frage, wie Lanzmann mit den Herausforderungen der filmischen Repräsentation von Auschwitz umgeht, insbesondere hinsichtlich der Begrenztheit der Darstellung durch die filmische Technik. Dabei wird auch die Rolle der Psychoanalyse in Lanzmanns Werk thematisiert, da der Regisseur häufig psychologische Aspekte von Trauma und Erinnerung in seine Interviews und filmischen Darstellungen einfließen lässt. Mahler-Bungers reflektiert den Konflikt zwischen der filmischen Notwendigkeit, die Grauen von Auschwitz zu veranschaulichen, und der Unmöglichkeit, diese Erfahrung vollends begreifbar zu machen.
Lanzmanns Verzicht auf Archivmaterial und seine Entscheidung, ausschließlich mit Augenzeugenberichten zu arbeiten, stellt einen radikalen Schritt in der Darstellung des Holocausts dar. Mahler-Bungers analysiert, wie Lanzmann diese Entscheidung in seiner Darstellung von Auschwitz nutzt, um das Unvorstellbare durch die direkten, oft sehr emotionalen Erzählungen der Überlebenden sichtbar zu machen, ohne dabei eine einfache oder unkritische Sichtweise zu präsentieren.
Das Buch beleuchtet auch die methodischen und theoretischen Fragen der Filmtheorie, insbesondere die Verknüpfung von filmischer Inszenierung und psychologischer Wahrnehmung. Mahler-Bungers geht dabei der Frage nach, wie der Zuschauer durch Lanzmanns Werk in eine distanzierte, aber tief emotionalisierte Wahrnehmung des Holocausts geführt wird. Das Werk bleibt ein anspruchsvoller Versuch, die filmische Repräsentation von Auschwitz zu verstehen und zu reflektieren, und fordert den Leser dazu auf, die Grenzen der Darstellung des Unvorstellbaren im Film nachzuvollziehen.