Politische Psychoanalyse: Zur Wiederkehr des Verdrängten in krisenhaften Zeiten ist der zweite Band des Jahrbuchs für klinische und interdisziplinäre Psychoanalyse, herausgegeben von Christine Bauriedl-Schmidt, Markus Fellner und Gregor Luks. Das Werk untersucht die Rolle der Psychoanalyse bei der Analyse und dem Verständnis aktueller gesellschaftlicher Krisen und politischer Phänomene.

Das Buch versammelt Beiträge, die das gesellschaftskritische und kulturtheoretische Potenzial der Psychoanalyse und ihrer Nachbarwissenschaften (wie Soziologie und Geschichtswissenschaft) auf aktuelle politische Konfliktfelder anwenden. Themen wie Gender, Postkolonialismus, Intersektionalität, Pandemie, Kriege, Populismus und Verschwörungstheorien werden aus psychoanalytischer Perspektive beleuchtet. Dabei wird ein historischer Bogen gespannt, der die Entwicklung der politischen Psychoanalyse von ihren Anfängen bis in die Gegenwart nachvollzieht.

Ein besonderer Fokus liegt auf der Untersuchung, wie ideologisch hergestellte Dichotomien zwischen Normalität und Abweichung relativiert werden können und wie politische Krisen oder Fehlentwicklungen anhand der gesellschaftlichen Bedingungen von Subjektbildung analysiert werden. Die Psychoanalyse bietet hier einen Reflexionsraum, der individuelle und gesellschaftliche Entwicklungen miteinander verknüpft.

Zu den Beiträgen des Bandes gehören unter anderem:

  • Gregor Luks: Eros, Thanatos und Logos – Historisches und Gegenwärtiges zur Politischen Psychoanalyse

  • Leonid Luks: Alexander Dugin, das »Weimarer Syndrom« und Weltherrschaftsträume

  • Ralph Weber: Der Alptraum des Leblosen im Traumbild der Urgeschichte

  • Hans-Jürgen Wirth: Gefühle machen Politik

  • Josef Zierl: Überlegungen zum Stellenwert der analytischen Gruppentherapie

  • Ursula Mayr: Metamorphosen des Aliens

  • Gudrun Brockhaus: Dilemmata psychoanalytischer Zeitdiagnosen in virulenten Krisen

  • Christine Korischek: Psychoanalyse und Politik im Werk von Paul ParinIan Parker: Verschwörungstheoretische Vorstellungen von Subjektivität und Gesellschaft: Pandemie, Marxismus und Psychoanalyse

  • Eran Rolnik: Wer ist Antisemit? Psychoanalytische Überlegungen zu einer uralten Debatte

  • Eran Rolnik: Zur Psychodynamik der israelischen Widerstandsbewegung

  • Esther Hutfless: Gesellschaftliche Machtverhältnisse, Intersektionalitäten und das Unbewusste

  • Valerie Schneider & Charlotte Busch: »Die Wunde des sexuell und geschlechtlich Möglichen blutet noch«

  • Charlie Kaufhold: Zur psychosozialen Funktion der sogenannten Trio-These im NSU-Komplex

Insgesamt bietet der Band eine tiefgehende Analyse der Wechselwirkungen zwischen individuellen psychischen Prozessen und gesellschaftlichen Strukturen. Er zeigt auf, wie die Psychoanalyse dazu beitragen kann, die psychodynamischen Aspekte politischer und gesellschaftlicher Phänomene zu verstehen und zu reflektieren.